Franjo von Pottingen

Peter Pruscha ι 20.10.2014
Franjo von Pottingen

Franjos Leben ist der schöne Schein. Stets ist er getrieben von der Suche nach irgendeinem Upgrade für sein Leben. Große Anstrengungen unternimmt er, um das eigentlich recht schäbige Westkreuz irgendwie aufzuwerten. Man könnte ihm dafür einen positiven Willen zur Veränderung attestieren. Sympathisch be­mitleidenswert ist auch das zwangsläufige Scheitern seiner größenwahnsinnigen Versuche. Aber ausba­den müssen seine Missetaten nicht selten die übrigen Bewohner des Hauses. Während er sich bei einem Kurzurlaub in St. Tropez erholt. Er ist ein Egoist und Opportunist. Seine Meinung, kaum ausgesprochen, revidiert er sofort wieder, wenn der Vorteil plötzlich aus einer anderen Richtung weht.

Einer wie Franjo kennt sich aus auf der Welt. Wenn einer wie er nach New York fliegt, dann wohnt er bei Freunden, in der Mitte aller Hotspots New Yorks. Franjo weiß, wo es das beste Sushi New Yorks gibt, und er guckt Blockbuster auf Flachbildschirmen, die dreimal so groß sind, wie der größte, den du jemals gesehen hast.

Franjo wird nicht müde, bei einem Cocktail im Liegestuhl auf seiner Terrasse seine tolle Lebensqualität zu betonen. In solchen Momenten ist es unerhört, wenn von unten das Geschrei des Pöbels nach oben dringt. Oben ist alles Premium. Gucci. Moet Chandon. Und sonst eigentlich nichts. An manchen Tagen ist das Geschrei das einzige, was Franjo an direkter Ansprache erreicht. Dann ist er froh darüber, dann kann er FRESSE DA UNTEN zurück brüllen.

Franjos linker Arm ist seit Kindheitstagen geschädigt. Als drei jähriger wollte er unbedingt eine viel zu große und schwere Armbanduhr haben und terrorisierte seine Eltern solange, bis sie nachgaben. Dieser Wille sollte seine Familie immer wieder an den Rande des Ruins treiben.

Er trägt eine tiefe Verachtung für die Gemeinschaft in sich, und eine für den Staat sowieso. Geprägt wird diese Haltung vor allem von seinen Emporkömmlingskreisen, in denen es zum guten Ton gehört, auf einer Steuer CD aufzutauchen.

Franjo ist von Beruf Immobilienmakler. Hat mal irgendein Zertifikat gemacht, das ihn als solchen ausweist. Genüsslich spielt er seine Macht gegenüber Interessenten bei Wohnungsbesichtigungen aus, wiewohl natürlich nur jene dort Wohnungen beziehen, die sonst nirgendwo anders etwas bekommen.

  • Hauserbe
  • Penthouse-Bewohner
  • selbsternannter Chef des Westkreuzes
  • 38 Jahre

 

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